Matthäus 23, Vers 3
Alles nun, was sie euch sagen, tut und haltet; aber handelt nicht nach ihren Werken! Denn sie sagen es und tun es nicht. Mt 23,3
Die Schriftgelehrten und die Pharisäer hatten sich eine Autorität angemasst, die ihnen nicht zustand, aber inhaltlich lagen sie mit ihren Ausführungen gar nicht so verkehrt. Der Herr Jesus hielt die Volksmengen an, auf das, was die Schriftgelehrten und die Pharisäer sagten, zu hören und danach zu handeln. Fast unglaublich! Doch wie tragisch: Das Verhalten der Schriftgelehrten und der Pharisäer sollte nicht nachgeahmt werden. «Denn sie sagen es und tun es nicht». Wir sehen, dass jemand, der bezüglich seines Verhaltens und Lebensweges völlig falsch liegt (in wenigen Versen folgen ernste Weherufe gegen die Schriftgelehrten und die Pharisäer), dennoch das Richtige sagen kann. Das ist sehr ernst. Gerade in den grossen Staatskirchen gibt es viele Priester, Pastoren etc., die gar keine echte Glaubensbeziehung zum Herrn Jesus haben, aber dennoch das Richtige predigen. Auch in Freikirchen gibt es Menschen, die zwar das Richtige sagen, aber selbst nicht danach leben. Ja, es gibt sogar Menschen, die andere zum Glauben geführt haben, ohne dass sie selbst diesen Glauben gehabt hätten! Wie kann das sein?
Uns muss bewusst sein, dass der HERR Sich jeden Mittels bedienen kann, wie es Ihm gefällt. So hat Er beispielsweise den gottesfürchtigen König Josia durch den gottlosen Pharao vor einem falschen Weg gewarnt (2.Chr 35,21). Oder Er brachte den gottlosen König Nebukadnezar von Babel durch Lose, durch Pfeileschütteln, durch Teraphim und durch Leberbeschau (alles heidnisch-götzendienerische Praktiken) dazu, gegen Jerusalem zu ziehen (Hes 21,26). Wenn Er durch einen Esel sprechen kann (4.Mose 22,28), dann kann Er auch gottlose Menschen benutzen, um Sein Wort weiter zu geben. Wir können das Phänomen, das Menschen, die selbst nicht von Neuem geboren sind, andere zum lebendigen Glauben führen, mit einem Beispiel veranschaulichen: Jemand rät einem durstigen Menschen, Wasser zu trinken, um den Durst zu stillen. Der durstige Mensch trinkt; sein Durst wird gestillt und er lebt. Doch der Ratgeber trinkt selbst nicht vom Wasser, obwohl er weiss und sogar «predigt», dass Wasser den Durst stillt! Er fühlt selbst nämlich keinen Durst und deshalb trinkt er nicht.
Zwei Dinge sind für uns wichtig: Erstens sollten wir uns immer wieder fragen, ob wir das, was wir sagen, auch tun, also ob unsere Worte und unsere Taten übereinstimmen. Sonst sind wir Heuchler! Zweitens sollen wir uns vor der Gefahr hüten, Menschen, die einmal etwas Wichtiges und Richtiges gesagt haben, einen «Freipass» zu geben, d.h. diesen Menschen alles Mögliche zu glauben und ihr Verhalten zum Massstab zu machen. Selbst echte Gläubige können sich daneben verhalten und auch einmal etwas Falsches sagen. Es gilt: «Prüft aber alles, das Gute haltet fest!» (1.Thess 5,21), wobei die Prüfung anhand des Wortes Gottes erfolgen soll: «Sie nahmen mit aller Bereitwilligkeit das Wort auf und untersuchten täglich die Schriften, ob dies sich so verhielt» (Apg 17,11).