Matthäus 21, Vers 30
Und er trat hin zu dem zweiten und sprach ebenso. Der aber antwortete und sprach: Ich gehe, Herr; und er ging nicht. Mt 21,30
Es gibt aber auch den umgekehrten Fall, den wir im zweiten Sohn vorgestellt finden: Aus einer blossen Gemütsregung heraus verpflichten wir uns mit Worten zu etwas, das wir später bereuen und doch nicht tun wollen. So oft versäumen wir es, die Kosten zu überschlagen, und so oft suchen wir später danach, uns aus einer unliebsamen Verpflichtung zu befreien. Dieses Phänomen ist so häufig anzutreffen, dass in Ps 15 ein Mensch dafür ausgezeichnet wird, wenn er das, was er gelobt hat, auch hält: «Er hat zu seinem Schaden geschworen und ändert es nicht» (Ps 15,4).
Beide Söhne im Gleichnis des Herrn Jesus haben vorschnell gesprochen. Der eine hat vorschnell abgewehrt, der andere vorschnell zugesagt. Das deutet an, dass wir alle dazu neigen, vorschnell zu sprechen. Durch Jakobus fordert der HERR uns deshalb auf: «Ihr wisst doch, meine geliebten Brüder: Jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn!» (Jak 1,19). Wir sollten die Bitte Davids zu unserer eigenen machen: «Bestelle, HERR, eine Wache für meinen Wund! Wache über die Tür meiner Lippen!» (Ps 141,3).
Der zweite Sohn hatte ein schönes Bekenntnis, das aber nichts wert war. Er nannte seinen Vater «Herr» und er erklärte sich bereit, den Willen des Vaters zu tun, d.h. im Weinberg des Vaters zu arbeiten. Viele Menschen nennen Jesus Christus ihren «Herrn» und viele Menschen sagen, dass sie Ihm dienen wollen. So schön ein solches Bekenntnis ist, so wenig Wert hat es für sich allein. «Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit» (1.Joh 3,18). Unser gewohnheitsmässiges Verhalten und unsere Taten müssen zeigen, ob wir es auch wirklich so meinen.